Aquapower von der Wupper

Dahlerau half Schlenke Kohleverstromung in der Düstergasse Energie für den Norden des Kreises
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Fernübertragung

In Frankfurt ist schon 1891 auf einer Ausstellung demonstriert worden, wie man Drehstrom über weite Entfernungen wirtschaftlich transportieren kann.
Diese Gedanken gingen auch den Hardts und Albert Schmidt durch den Kopf. An der Wupper konnte man den Strom erzeugen und nach Lennep schicken, um ihn dort zu nutzen.

Vorbereitungen

Die Wasserrechte in Dahlerau und wupperabwärts bis zur Oederschlenke waren schon seit langem im Besitz der Fa. Johann Wülfing & Sohn.
Albert Schmidt unternahm mit Ernst Stein sen. aus Dahlerau und dem Oberingenieur Leonhard der Fa. Escher-Wyss im Dezember 1898 eine Studienreise zum Elektrizitätswerk Rheinfelden und anderen Wasserkraftanlagen in der Schweiz.

Die Wasserbauten

Ein 50 m breites Stauklappenwehr staute die Wupper zwischen Schlenke und Dahlerau bis zu einer Höhe von 201,5 m über NN auf.
Fast 900 m lang war der 9 m breite und 2,25 m tiefe Obergraben vom Wehr bis zum Krafthaus, wo ein Nutzgefälle von 5,20 m zur Verfügung stand.
Dieses Gefälle nutzten zwei Zwillingsfrancisturbinen mit senkrechter Welle der Augsburger Maschinenfabrik. Die Nennleistung der beiden Turbinen betrug bei einem Verbrauch von 10000 Litern Wupperwasser pro Sekunde zusammen 550 PS.

Die elektrische Ausrüstung

Für jede dieser Turbinen lieferte die Elektrizitätgesellschaft vormals Schuckert & Co. einen 195 kW starken Drehstromsynchrongenerator, der bei 100 UpM eine Spannung von 5000 V abgab.

1899

Anfang November war es soweit, vom Krafthaus wurde die Hochspannung durch eine über den Obergrabendamm geführte Freileitung nach Dahlerau übertragen. Weitere Hochspannungsleitungen führten nach Beyenburg und Oberdahl zu den einzelnen Transformatorenstationen.

Gleichstrom für die Altstadt

Um diese Zeit ist die kleine Gleichstromzentrale in Lennep an der Ecke Kölnerstraße/Wupperstraße zu einer Umformerstation umgebaut worden.
Hier wurde der im Tal der Wupper erzeugte Drehstrom für die Lenneper Altstadt in Gleichstrom umgewandelt.
Der kleine Umformer leistete 85 kW und der größere ca. 250 kW

Im 1. Weltkrieg

Unter der Regie der Bergischen Licht und Kraftwerke (BLK) erzeugte das Wasserkraftwerk von 1916 bis 1918 fast vier Millionen Kilowattstunden an elektrischem Strom.

1930

Kam das Aus für Schlenke und die BLK ließen das erste Kraftwerk im Kreise Lennep verfallen.
1943 Ist der elektrische Teil des Werkes verschrottet worden und die wasserbaulichen Anlagen befanden sich in desolatem Zustand.

1970

Um 1970 ist Schlenke abgerissen worden und den 900 m langen Obergraben hat ein Sportfischerverein in einzelne Bassins abgeteilt und zieht darin seine Fische groß.
Das Stauwehr des Kraftwerks konnte man noch bis 1998 bestaunen, aber dann kamen die Bagger des Wupperverbandes und trugen die Reste der Schlacht ab.



Dahlerau half Schlenke

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Seit 1816

Existiert die Tuchfabrik von Johann Wülfing & Sohn an Wupper.

vor 1900

Entstanden die ersten Gedanken zur öffentlichen Stromversorgung 1899 in den Chefetagen dieser Firma.
Schnell stellte sich heraus, daß das Wasserkraftwerk Schlenke nicht ausreichte, um den steigenden Stromverbrauch zu decken. Die Wupper ist ein sehr launischer Fluß. Als Energielieferant erfüllte sie bei weitem nicht die in sie gestellten Erwartungen.

Die Talsperren

Die am Oberlauf entstandenen Talsperren im Bever- und Lingesertal lieferten nur tagsüber genügend Wasser. Abends speicherten sie das Wasser auf, so daß in Schlenke die Turbinen ausfielen und in Lennep das Licht ausging. Nach kurzer Zeit stellte sich heraus, daß die beiden Sperren viel zu klein waren, um eine genügende Wassermenge der Wupper über einen ganzen, trockenen Sommer zu garantieren.

Abhilfe

Einen Ausweg aus dieser Energiemisere boten nur die dampfbetriebenen Maschinen in der Dahlerauer Tuchfabrik.

1901

Vier geflochtene Hanfseile übertrugen die Kraft einer 400 PS Dampfmaschine zu einem Drehstromgenerator. In Lennep ging abends das Licht wieder an. Der Generator wurde von der "Elektrizitätsgesellschaft vormals Schuckert & Co." geliefert und leistete 140 Kilowatt bei 5000 Volt Drehstrom.
Seine Typenbezeichnung: "WId 140/300"

Die Schiffs- dampfmaschine

Der Stromverbrauch stieg rasant an und kurze Zeit später mußte eine weitere 300 PS Dampfmaschine mit Generator aufgestellt werden. Das Aggregat leistete 200 Kilowatt bei 5000 Volt Drehstromund drehte 150 Umdrehungen in der Minute
Dampfmaschinen mit stehenden Zylindern nennt man auch Schiffsdampfmaschinen, sie wurden vorzugsweise in Schiffe eingebaut.
Später ist dieses Aggregat in das Dampfkraftwerk am Lenneper Bahnhof umgestellt worden.

heute

Sämtliche Maschinen aus der Frühzeit der Lenneper Stromversorgung sind verschwunden.
>>>> Bis auf den 140 kW starken Generator "WId 140/300".
Heute ist er neben der Dampfmaschine ein Highlight des Wülfingmuseums. Zur Demonstration ist der Generator wieder voll betriebsfähig.


Kohleverstromung in der Düstergasse

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Turm Haas

Vor den Toren Lenneps stand an der Ecke Schwelmer-/ Hackenberger Straße ein Trafohäuschen und übernahm den im Wuppertal erzeugten Strom. Selbstverständlich hatte das eigentliche Drehstromnetz in Lennep keine 5 kV, sondern die von der Wupper gelieferte Spannung wurde von einem Trafo im "Turm Haas" an der Kreuzung Schwelmer Straße / Hackenberger Straße auf ein erträgliches Maß (3 x 110 Volt) heruntergesetzt.

Immer noch Gleichstrom

Die alte Akkumulatorenbatterie in der Zentrale "Kölner Straße" wurde um die Jahrhundertwende durch eine größere ersetzt, die bei dreistündiger Entladung ein Speichervermögen von 574 Ah = 574 Amperèstunden hatte.
1903 ist die Leistung dieser Batterieanlage noch einmal auf 1240 Ah vergrößert worden und konnte 3 Stunden lang entweder 1900 Glüh- oder 85 Bogenlampen mit Gleichstrom versorgen.

1905

Ist der Stromverbrauch immer weiter angegestiegen und die Generatoren in Dahlerau und Schlenke waren zu 120 % ausgelastet.
Diese Tatsache gab 1906 den Anstoß zum Bau eines Dampfkraftwerkes in der damaligen Rathausstraße (heute Düstergasse) am Lenneper Bahnhof.

1906

Das Hauptaggregat war eine von MAN gelieferte liegende Tandemverbund- Dampfmaschine mit einer Leistung von maximal 700 PS bei 125 Umläufen in der Minute. Der als Schwungrad ausgeführte 300 kW starke Drehstromgenerator unterstützte Dahlerau und Schlenke.
Eine 202 kW starke Dynamo ist auch direkt von der Kurbelwelle der Maschine angetrieben worden und lieferte zusammen mit einer 861 Ah großen Akkuanlage im Keller der Zentrale den Strom für das Gleichstrom-Dreileiternetz.
Die Dahlerauer Schiffdampfmaschine und die Umformer aus der Kölnerstraße bekamen auch einen Platz im Dampfkraftwerk. Weiterhin spannte ein 700 kW starker Drehstromtransformator die gefährlichen 5000 V für die Lenneper Außenbezirke herunter.

Kohle- verstromung

Für die beide Dampfmaschinen stellte die MAN-AG zwei Zweiflammrohrkessel mit Dampfüberhitzern in das Kesselhaus neben der elektrischen Zentrale.
Die zwei Kessel schickten bis zu 12000 kg/h überhitzten Dampf mit einem Überdruck von 12 Atmosphären zur Schiffs- und Tandemdampfmaschine.
Ein Worthington-Kühlturm kühlte das Abwasser aus den Kondensatoren beider Maschinen wieder zurück.

1908

Reichte der Strom wieder nicht mehr aus.
Eine 1300 PS starke Dampfturbine vom System Zölly sollte nun aushelfen. Den Drehstrom lieferte ein 1000 kW - Synchrongenerator.
Ein Dritter Kessel und ein zweiter Kühlturm kam hinzu.
Kurzzeitig war Ruhe.



Energie für den Norden des Kreises

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JWS-E-Werke GmbH

Die Firma Johann Wülfing & Sohn Abt. Elektrizitätswerke GmbH war als erster großer Stromlieferant in Lennep für den Norden des Kreises zuständig.

Das Primäre Leitungsnetz

Das primäre 5 kV-Leitungsnetz umfaßte die Ortschaften Ober- und Niederdahl, Spiekerlinde, Garschagen, Lüttringhausen usw. Im Norden reichte es bis Beyenburg, im Osten bis Remlingrade.
Natürlich waren auch die Wupperortschaften angeschlossen und laut einem Plan von 1898 sollten sogar die Ortschaften Halbach und Grund westlich von Lüttringhausen Strom erhalten.

Trafohäuschen

In den Außenbezirken schossen die Trafohäuschen oder Masttransformatoren für Drehstrom wie Pilze aus der Erde.
In ihnen wurde die gefährliche Hochspannung auf 3 × 110 V oder später auf 3 × 220 V für alle möglichen Verbrauchszwecke heruntergesetzt.
Die Freileitungen zwischen den Trafos und den (noch) vereinzelten Kunden bestimmten das Straßenbild des Landkreises Lennep.

Sondertarife

Das Elektrizitätswerk mußte eine Abgabe von 3 % für Großabnehmer und 2 % für Kleinabnehmer an die Gemeinde überweisen. Städtische Abnehmer selber, wie z.B. Krankenhaus, Badeanstalt, Pumpstation u.s.w. bildeten eine Ausnahme von dieser Regel. Die Stadt hatte es besser. Für die Pumpstation wurde ein Extratarif ausgehandelt.
Lächerliche 7 Pfg. pro Kilowattstunde sollte die Stadt bezahlen und in Abhängigkeit des Stromverbrauchs wurden ihr Rabatte bis zu 25 % eingeräumt.

Normalpreise

Die privaten Stromkunden konnten solche Konditionen nicht erwarten. Sie mußten 20 Pfg. für eine Kilowattstunde Kraftstrom und 60 Pfg. pro kWh Lichtstrom bezahlen.
Dem Konsum brachte das allerdings nicht den geringsten Nachteil. Die Stromakten des Remscheider Stadtarchives sind voll mit Konzessionsgesuchen für Hausanschlüsse.

1911

Waren die drei Kraftwerke nicht mehr in der Lage, den rasend ansteigenden Strombedarf zu decken. Wülfing schloß am 13. April des Jahres mit dem RWE ein Vertrag über Stromlieferung von ab.
Das RWE sollte 1000 kVA zur Verfügung stellen und zu diesem Zweck mußte ein 10000 Volt - Kabel nach Remscheid gelegt werden.

Das Ende der privaten Strom- erzeugung

Es kam jedoch ganz anders. Fritz Hardt und den anderen Oberen auf der Chefetage von Johann Wülfing & Sohn wird um diese Zeit der Gedanke gekommen sein, daß das eigentliche Ziel der Firma die Tuchherstellung ist und so verkauften sie die Kraftwerke Lennep und Schlenke, samt dem gesamten Netz an das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk.
Jetzt hatten die vom RWE im April 1912 neugegründeten Bergischen Licht- und Kraftwerke das Energieproblem am Hals.

©

Peter Dominick 2005