High-Tech im Wasserwerk |
Schon wieder zu wenig Wasser? | Eine neue Zeit bricht an |
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1904 |
Der Kohlenverbrauch der beiden Dampfpumpen im Lenneper Wasserwerk riß ein ziemlich großes Loch in
die Stadtkasse. |
1905 |
Nach langen zähen Verhandlungen fiel am 20.6.1905 der Startschuß für die erste elektrische
Pumpe im Lenneper Wasserwerk. Die Hochdruckzentrifugalpumpe förderte 150 m³ Wasser pro Stunde
in den 112 m höher gelegenen Wasserspeicher auf der Knusthöhe. Den 90 PS Drehstrommotor mit der
kompletten Schaltanlage lieferten die Siemens-Schuckertwerke und überwachten die Ausführung
des gesamten Projekts. |
1907 | Zwei Jahre später. Als Wermuthstropfen war nun ein Stromverbrauch von über 270000 kWh zu bezahlen. Aber während private Stromkonsumenten 30 bis 60 Pfennig für die Kilowattstunde bezahlten, trotzte der Stadtrat den Oberen der Johann Wülfing & Sohn Electrizitätswerke GmbH den Spottpreis von 7 Pfennig für jede Kilowattstunde ab. Den Deckel auf den Topf machte der Rabatt von 25 %, den die Stadt verbrauchsabhängig bekam. |
1908 | In den Protokollaufzeichnungen der damaligen Stadtratssitzungen heißt es ganz lakonisch : " Nachdem einige Mängel, die sich in der ersten Zeit bei elektrischem Betriebe ergeben hatten, beseitigt waren, auch ein größerer, aus Rohrbrüchen herrührender Wasserverlust entdeckt und beseitigt worden war ergab sich für das Ende des Jahres 1907 und für 1908 ein durchaus rationeller Betrieb. ....." . |
Falsches Öl ? |
Die damaligen Maschinisten des Wasserwerks waren ausgebuffte Profis, die prima mit Dampfmaschinen
umgehen konnten. Aber mit Elektromotoren angetriebene Pumpen? |
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Peter Dominick 2004 |
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1907 | Der "Wasserberg" auf der Knusthöhe ist 1907 durch 2 Becken auf 400 m³ vergrößert worden, jedoch reichte er zur Aufspeicherung des Trinkwassers für die rasch ansteigende Bevölkerung nicht mehr aus. |
1909 |
Aus diesem Grund entschloß sich um 1909 der Stadtrat, den Bau eines Wasserturmes an der Trecknase voranzutreiben.
Der 29 m hohe Turm besaß einen 600 m³ fassenden Wasserbehälter und galt lange Zeit als eins der
Wahrzeichen Lenneps. |
Keine größere Talsperre | Durch den Anschluß von Born, Wermelskirchen, Hackenberg und weiterer Ortschaften stieg der Wasserverbrauch ins Unermeßliche. Zudem herrschte im Jahr 1910 durch den sehr trockenen Sommer weitere Wassernot. Wegen des unzureichenden Untergrundes auf Bergseite verweigerte das Düsseldorfer Ministerium die Genehmigung zur weiteren Vergrößerung der Panzertalsperre. Danach spukte kurzfristig die Idee einer weiteren Talsperre im benachbarten Feldbachtal in den Köpfen der Verantwortlichen herum. |
Fremdes Wasser |
Es kam ganz anders. Der Druckstollen von der 15,5 Millionen m³ großen Kerspetalsperre
bis zur Filteranlage unterhalb der Barmer Talsperre führte genau zwischen Krebsöge und dem Lenneper
Wasserwerk durch. Die Lenneper zapften diesen Stollen mit einem 30 cm dicken Gußrohr an und führten
das Rohwasser zu ihrer Pumpstation. Die Lenneper mußten für jeden Kubikmeter Rohwasser sechs Pfennig
aus der Barmer Leitung bezahlen. |
Der erste Weltkrieg
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Jetzt war Wasser genug da und der Verbrauch pendelte sich vor dem I Weltkrieg auf etwa 650000 m³
pro Jahr ein. Im ersten Kriegsjahr ging der Wasserkonsum drastisch zurück, was sich auf die Bilanz
des Wasserwerkes sehr negativ auswirkte. |
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Peter Dominick 2004 |
Eine neue Zeit bricht an |
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1920 |
Um aus den roten Zahlen zu kommen, setzten die Stadtväter 1919 den Wasserpreis auf 50 Pfennig je
Kubikmeter hoch, doch die Verluste blieben. Im Sommer des gleichen Jahres nahm der Dezernent
Gantow von den Lenneper Gas- und Wasserwerken Verhandlungen mit der Stadt Barmen auf, um die
Werke zu verpachten. Der Pachtzins sollte nicht direkt in Mark und Pfennig erfolgen, sondern
Barmen sollte für 30 Jahre sämtliche Pflichten und Schulden der beiden Werke, die am 1. August 1920
bestanden, übernehmen. | ||||||
1935 | Das Rohrnetz wuchs von 44 km im Jahre 1924 auf 58 km im Jahre 1935. Um diese Zeit hatte sich der Wasserpreis auf 25 bis 30 Reichspfennig pro Kubikmeter, je nach Abnahme stabilisiert. In Lennep gab es 1341 Hausanschlüsse und 188 Hydranten. | ||||||
1959 |
In den fünfziger Jahren ist Lennep wassermäßig geteilt gewesen. Während die Neustadt direkt
Remscheider Wasser erhielt, bekam die Altstadt das Trinkwasser immer noch vom Lenneper Wasserwerk. | ||||||
1965 |
Auf der Knusthöhe begann eine rege Bautätigkeit. Das Volumen des alten Wasserbehälters (Wbh.)
ist zwar durch mehrere Umbauten in den letzten Jahrzehnten auf 600 m³ gestiegen, aber es sollten zwei
neue Behälter mit einem Inhalt von zusammen 8000 m³ entstehen. | ||||||
Ende 1972 |
Am 18. Dezember 1972 schlug für das Lenneper Wahrzeichen - den Wasserturm an der Trecknase -
das letzte Stündchen. Eine Sprengmeisterin aus Langenfeld hatte 12,5 Kilogramm hochbrisanten
Sprengstoff in die Wände am Fuß des Turmes deponiert. Letztes Warnsignal, Zündung, Bumm -
und - die Antenne auf dem Dach des Opfers wackelte. Fast eine halbe Stunde später knallte es zum
zweitenmal, aber die Zweikilogramm-Haftladung machte dem Bauwerk auch nichts aus. | ||||||
1980 | Die Überholung des Wasserwerkes war fällig. Über den Zustand des Wasserwerkes vor 1980 gibt es weder Pläne, noch sonstige Unterlagen. Augenzeugen erzählen, daß das Innere der Pumpstation bis auf die Grobfilter früher genauso aussah wie heute. Gewiß sind die Schaltanlagen, Verrohrungen und andere Dinge erneuert worden, aber die Pumpen stehen noch an ihrem alten Platz. | ||||||
Das Ende |
Mit dem Beginn der neunziger Jahre kam auch das Ende der alten Lenneper Wasserversorgung. | ||||||
2000 |
Pünktlich zur Jahrtausendwende mußten Remscheider Stadtwerke aus Sicherheitsgründen den Wasserspiegel der Talsperre senken. 2006 |
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Naturschützer wollten die Talsperre mit Wasser erhalten. Denkmalschützer favorisierten die Sperrmauer, und zwar intakt. 2013 - 2016 |
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Der Wupperverband hielt sein Wort. |
©Peter Dominick 2018 |
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