Brunnen im Panzertal

Die erste Panzertalsperre Die zweite Panzertalsperre
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1883

Die ganze Geschichte mit den Einzelbrunnen in der Stadt war nicht das " Gelbe vom Ei ", Trink- und Abwasser konnten nicht klar voneinander getrennt werden.
Einige Mitglieder des Stadtrates kämpften aus diesem Grunde für eine öffentliche Wasserleitung, die einwandfreies Trinkwasser nach Lennep bringen sollte. Erst als einige Herren das Geld vorstreckten und auf die Rückzahlung nebst Zinsen verzichteten, bis die Anlage "schwarze Zahlen" schrieb, rang der Rat sich 1883 zum Bau einer Brunnenanlage im Panzertal durch.

Im Panzertal

Dieses Tal mit dem 2,2 km² großen Niederschlagsgebiet des Panzerbaches im Südosten der Stadt zeichnete sich durch seine geringe Bebauung und seinen Waldreichtum aus. Nach diesen Kriterien bot sich diese Gegend geradezu an, für Lennep ausreichend Grundwasser zu spendieren.

Brunnen im Wald

Insgesamt 7 Brunnen, die bis in den Grundwasserbereich des Tales ragten, wurden im Panzertal gegraben. Damit die Saugbrunnen satt im Grundwasserstrom standen, sind unterhalb von jedem wasserdichte Wände aus Letten oder Mauerwerk vom Felsgrund bis zur Erdoberfläche errichtet worden. Weiter wurden vor dieser Wand durchlöcherte Tonröhren in einer Schicht Filterkies eingegraben; diese Dränrohre speisten das Wasser auch noch in die Brunnen.

Das Wasserwerk

Von der Brunnenanlage führte entweder ein gemeinsames Sammelrohr oder mehrere Einzelrohre in den tiefsten achten Sammelschacht, dessen Wasserspiegel vier Meter unter Flur lag und die Ansaugrohre des Wasserwerks enthielt. Im Wasserwerk saugten zwei Dampfpumpen das Trinkwasser aus dem untersten Schacht und pumpten es 112 m höher in ein 200 m³ Wasser fassendes Reservoir auf der Knusthöhe.

Die Hydranten

Neben den Hausanschlüssen waren noch 85 Hydranten in Lennep aufgestellt, aus denen jeder Wasser entnehmen durfte. Wenn heute jemand das Wort Hydrant hört, denkt er sofort an einen Schlauchanschluß für die Feuerwehr. Es gibt aber in unserer Gegend kaum noch oberirdische Hydranten. Aus Frostschutzgründen befinden sich die Schlauchanschlüsse im Boden. Wie schon gesagt, waren die Hydranten von anno dazumal öffentliche Wasserspender für die Bevölkerung. Nur die reichen Leute besaßen in ihren Häusern eigene Wasserzapfstellen.

Die Inbetriebnahme der neuen Wasserleitung

Wann war die Inbetriebnahme der Anlage ? Daß die Kessel der Dampfpumpen am 25.1.1884 überprüft und genehmigt worden sind, ist den "TÜV-Berichten" des Bergischen Dampfkesselrevisions-Vereins zu lesen. Eine Beschreibung von der Fertigstellung der Lenneper Wasserleitung ruht im Archiv der Stadtwerke Remscheid und soll hier wörtlich wiedergegeben werden :
" Lennep, den 24ten April 1884 : Heute nachmittag wurde die Anlage unseres neuen Wasserwerkes, welches sich seiner Vollendung immer mehr nähert, von der städtischen Baukommission besichtigt.
Es war zum ersten Male Wasser in den Hochbehälter auf der Knusthöhe gepumpt, so daß die Hydranten mit vollem Drucke arbeiten konnten. Am Rathause wurde ein Hydrantenrohr aufgestellt. Das Wasser stieg in mächtigen Strahlen über die Giebel der benachbarten Häuser hinweg, selbst dann noch, als 2 Schläuche an den Hydranten angeschraubt wurden. Die Luft war mit gewaltigen Wassermengen gefüllt, welche auf die Dächer und Zuschauer niederstürzten und manchen von den letzteren in ungewohnte nähere Berührung mit dem nassen Elemente brachte.
Die Besichtigung der Anlagen an der Pumpstation nahm etwa eine Stunde Zeit in Anspruch. Die Commission überzeugte sich in eingehender Weise von der soliden Ausführung und praktischen Anordnung der Maschinen, Kessel und Gebäude. Es sind 2 Gallowayröhrenkessel und zwei liegende Dampfmaschinen, welche mit Condensation arbeiten, vorhanden, von denen jede eine doppelt wirkende, mit den nötigen Windkesseln versehene Druckpumpe betreibt; jede ist im Stande, daß sie 600 cbm Wasser in 20 Stunden zum Hochbehälter fördern kann.
Das im Panzerthale gewonnene Wasser wird von dem untersten oberhalb Schneppendahl gelegenen Grundwasserbrunnen in geschlossener Rohrleitung unter dem Lenneper Thale hin weg in einen geräumigen in unmittelbarer Nähe der Maschinenanlage gelegenen Saugbehälter geleitet, aus dem die Pumpen es entnehmen und in die Stadt drücken........."

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Peter Dominick 2004

Die erste Panzertalsperre

Brunnen im Panzertal Die zweite Panzertalsperre
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1892

Das Leitungswasser aus der Brunnenanlage im Panzertal reichte hinten und vorne nicht.
Als 1892 wieder einmal empfindliche Wassernot herrschte, schaute man neidisch zur Nachbarstadt Remscheid, die schon ein Jahr aus ihrer vollen Talsperre schöpfen konnte. Man versuchte noch, das Wasser des Tales in Stollenanlagen zu sammeln und zu speichern, aber auch dieser Versuch brachte nichts.

reichen
117000 m³ ?

Albert Schmidt wurde vor den Rat der Stadt Lennep zitiert und legte den Bauplan für eine kleine Talsperre, die ca. 117000 m³ fassen sollte, im Panzertal vor.
Nach langen Kämpfen entschieden sich die Stadtväter im Juni 1893 für das Projekt und Albert Schmidt konnte mit seiner Baukolonne anrücken. Die 100 m lange und fast 12 m hohe Mauer wurde buchstäblich aus dem Boden gestampft. Die Verarbeitungsqualität litt jedoch nicht unter der Geschwindigkeit. Von weit her kamen Experten und schauten sich die Methoden zur Reinigung der Bruchsteine an. Die Mischung des Mörtels war ein richtiges Ritual.

1893

Am 11. Oktober des Jahres erschien im Lenneper Kreisblatt ein sensationeller Artikel :
"Lennep, den 11. Octbr. : Der Bau unserer Thalsperre, welcher in der zweiten Hälfte des Juni begonnen hatte, ist heute, nach Verlauf weniger Monate, schon so gut wie vollendet. Die Sperrmauer steht fertig da; gegenwärtig ist man mit dem Verputz derselben beschäftigt, womit man auch im Verlauf dieser Woche zu Ende kommen wird. Vorraussichtlich wird also Anfang des nächsten Monats die Füllung des Sammelbeckens beginnen können und die Thalsperre noch im November ihrer Bestimmung übergeben werden.......... "

Wo ist die Genehmigung?

Albert Schmidt war fertig, Wasser war im Stausee. Aber das Wichtigste fehlte noch - die Genehmigung. Die war Ende Januar 1894 immer noch nicht da und das Lenneper Kreisblatt druckte einen bissigen Kommentar über die Bürokratie und den Amtsschimmel im deutschen Lande. Überhaupt berichtet die Zeitung sehr wenig über die Lenneper Talsperre. Eine Einweihung mit Blumen, Girlanden und Musik gab es hier (wegen der fehlenden Konzession ?) anscheinend nicht.

Sechs fette Jahre

Der Bau der Stiftung Tannenhof gab den Anstoß zur Versorgung Lüttringhausens aus dem Lenneper Wassernetz. 6 Jahre lebten die Lenneper in vollster Zufriedenheit mit ihrer neuen Talsperre. Zwar entwickelte sich der Lenneper Bahnhof zu einem Eisenbahnknotenpunkt ersten Ranges, wo sehr viele Lokomotiven Speisewasser für ihre Dampfkessel benötigten, aber Wasser gab es satt und genug.

Doch nicht genug Wasser?

Leider kam es, wie es kommen mußte. Am Bahnhof wurde ein weiterer Lokschuppen gebaut und in dem heißen Sommer 1901 fiel zu allem Überfluß kaum Regen. Der Wasservorrat schrumpfte auf 6000 m³ zusammen und der Rest war nur im abgekochten Zustand genießbar. Die ersten Ratsmitglieder wachten auf und riefen zur Steigerung des Wasservorrates

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Peter Dominick 2004

Die zweite Panzertalsperre

Brunnen im Panzertal Die erste Panzertalsperre
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1903

Ein erster Plan, die Talsperrenmauer zu erhöhen und entsprechend zu verstärken, ist 1903 dem "Talsperrenpapst" Dr. Intze vorgetragen worden und fand sofort seine volle Zustimmung. Der Plan sah vor, das Wasser 2 m unter der Oberkante der Mauer stehen zu lassen und einen Überlauf im Becken entsprechend tiefer einrichten.

Ende 1903

Der Lenneper Baumeister Albert Schmidt reichte bei der Düsseldorfer Baubehörde ein Projekt für eine Erweiterung der Panzertalsperre auf 300000 m³ ein.
Er hatte alles in dreifacher Ausfertigung mitgeschickt:
Baupläne und statische Berechnungen der Mauer, Pläne der Verrieselungswiese und des Vorbeckens, Höhennivellements, Wasserverhältnisse und vieles mehr.

1904

Im September 1904 ist Lenneps Wassernetz provisorisch an das Vorbecken angeschlossen worden. Nachdem das Hauptbecken entleert war, errichteten Albert Schmidts Maurer zuerst den Schieberturm.
Die Sperrmauer selber sollte um 3,25 m aufgestockt werden. Zu diesem Zweck ist die alte Mauer auf der Luftseite freigelegt worden und die Arbeiter schlugen Verzahnungen für die Pfeiler in das alte Mauerwerk.
Zum Thema Pfeiler ist zu sagen, daß Albert Schmidt für die Beschreibung der Mauererhöhnug sehr viele blumige Worte wählte und diese Bauweise in aufgelöster Konstruktion mit Bogen und Pfeilern auch für die nie ausgeführte Aufstockung der Bevertalsperrenmauer verwenden wollte.

1905

Die 190 m lange ( 164 m sichtbar ) und 14,75 m hohe Mauer ist im unteren Teil von einer Erdschüttung auf der Luftseite verdeckt. Albert Schmidt gibt den Wasserdruck in 1 m Höhe der Mauer und einem Pfeilerfeld mit 31 Tonnen an. Es bleibt dem Leser überlassen, den Gesamtdruck auszurechnen. Findige Leute stellten fest, daß die Sperrmauer diesem enormen Wasserdruck um ganze 3 mm ! nachgibt.
Die Bauarbeiten waren am 1. November 1905 beendet und am 10. Januar des darauffolgenden Jahres lief die neue ( alte ) Talsperre zum erstenmal über. Die Lenneper konnten aufatmen, aber wie lange ?

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Peter Dominick 2004